COOLTOUR 2021:
Im Fokus unserer Arbeit stehen diesmal außergewöhnliche Saiteninstrumente, deren Bau in Werkstätten und kleinen Workshops für Schülerinnen und Schüler angeboten werden. Dieses kann mit Klein- und Halbgruppen unter Beachtung der aktuellen Coronaregeln realisiert werden.
Berimbau (Brasilien), Unari (Japan), Dan Bau (Vietnam), aber auch das historische Monochord und der moderne elektronische EBow stehen für die Vielseitigkeit musikalischer Sprachen.
Unsere Schülerschaft zeichnet aus, dass sie keinen gemeinsamen kulturellen Erfahrungshintergrund hat. Deutsch ist immer seltener die Muttersprache. Und die bürgerliche Tradition des Musikinstrumente Lernen ist an unserer Schule kurz vor dem Verschwinden. Musik wird überwiegend als eine Variante des allgemeinen Konsumgewitter betrachtet und Hören oder sogar Zuhören ist eine Kunst, die einer differenzierten sprachlichen Ausdrucksfähigkeit zunehmend beim Verschwinden folgt.
Ziel des Projektes ist, daß die Schüler die Entstehung von Klang und Musik unter vielfältigen Aspekten erfahren, erleben, erforschen und gestalten. Angepasst an die aktuell möglichen Bedingungen für Aufführungen werden Installatiuonen und/oder Konzerte organisiert. Auch Mischformen sind dabei denkbar.
Zu den verschiedenen Aspekten, die betrachtet und erarbeitet werden sollen, gehören: Musik als Frequenz/als Schwingung am Beispiel von Saiten-/ Streichinstrumenten erleben; konstruieren/bauen eigener Saiteninstrumente (Monochorde, Ebow, Unari, Berimbau); elektronische Messung der Schwingungen/ Klänge; Bearbeitung derselben in Computerprogrammen; hierüber lernen, in Ansätzen zu komponieren und eigene Kreativität hörbar zu machen.
In 3 Workshopphasen werden altersangemessen handwerklich eigene Instrumente gebaut und anschließend auf ihre Klangfähigkeit erprobt.
Wir spannen dabei den Bogen vom pythagoreischen Monochord hin zu spektralen musikalischen Verfahren, wie sie in den Langsaiteninstallationen zeitgenössischer Musik (u.a. Paul Panhusen, Alvan Lucier) angeregt werden. Hier ist ebenfalls die Schnittstelle zum digitalen Verfahren des Musiksamplings.
In den Projektphasen werden die Kolleg*innen in der Schule von
Musiker*innen des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven,
Ralf Schreiber (Künstler, Musikelektronik),
Anke und Kirsten Sauer, (Künstlerinnen) unterstützt.
Die geplanten Projektphasen:
März 2021 – Ebow – modulierende Klangflächen; Schwirren im Raum (Kirche/Industriehalle)
Juni 2021 – fliegende Klänge mit Musikdrachen; Langsaiteninstallationen, Landschaft wird zum Raum
September 2021 – Teilnahme am Unerhört Themenfestival „Resonanzen“ mit Installationen und/oder Livepräsentationen; Monochorde und ethnische Musikinstrumente.
Es werden sowohl Innenräume (Konzertraum) wie auch Außenräume (Plätze) bespielt werden können. Als zentrales öffentliches Projekt ist eine Präsentation am Bremerhavener Strand im Juni 2021 vorgesehen, die dann als „COOLTOUR-Event“ hoffentlich wieder mit einem größeren Publikum rechnen darf. Neben den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen und ihren Familien erwarten wir, wie in den vergangenen Jahren auch, eine interessierte Öffentlichkeit
Online sind unsere bisherigen Festivals hier dokumentiert:
2018 COOLTOUR 6
2016 COOLTOUR 5
2014 COOLTOUR 4
2012 COOLTOUR 3
2010 COOLTOUR 2
2008 COOLTOUR 1
Hintergründe und Projektentwicklung:
Einsaiteninstrumente – ein historischer und ethnischer Überblick:
Mathematik und Musik als Kehrseiten der gleichen Medaille? Als eine Wissenschaft im Zusammenspiel mit der Astronomie? als Welterklärungsmodell?
Und überhaupt die Sinnsuche nach den Beziehungen zwischen Klang und Raum.
Im Zentrum der Untersuchung: Pythagoras.
Wenn überhaupt, dann kommt er über Mathematikschulbücher in die Erfahrungswelt heutiger Schüler und verkürzt sich auf die Formel a2+b2=c2 Und spaltet prägend die Emotionen – entweder man verzweifelt oder man versteht es aber vergisst es dann auch wieder.
Unumstritten ist, das sich mit dem Namen Phytagoras auch eine Geistesbewegung verbindet. Und je nach Leseweise streitet sich die Wissenschaft, ob Pythagoras eher ein Philosoph und Forscher war – oder ein religiöser Führer, der seine Jünger wie in einer Sekte um sich scharte.
Und doch bestätigen bis in die heutige digitale Welt die Erkenntnisse aus seinen Forschungen von schwingenden und damit auch tönenden Systemen, dass alles nach mathematischen Gesetzen harmonisch geordnet sei und die sich zudem mathematisch beschreiben lassen.
Gefunden wurden diese u.a. mit Hilfe einer Musiksaite auf einem Monochord.
Und in Wikipedia klingt das zusammengefasst so:
Als Sphärenharmonie oder Sphärenmusik (nach altgriechisch σφαῖρα sphaíra „Kugel“) bezeichnet man die aus der griechischen Antike stammende Vorstellung, dass bei den Bewegungen der Himmelskörper und der sie tragenden durchsichtigen Kugeln (Sphären) Töne entstehen, deren Höhe von ihren Abständen und Geschwindigkeiten abhängt. Die Töne ergeben einen harmonischen Zusammenklang (griechisch symphōnía), der jedoch für die Menschen normalerweise nicht hörbar ist. Diese Idee stammt von Pythagoras von Samos oder seinen Anhängern, den Pythagoreern, und bildet ein wesentliches Element der pythagoreischen Kosmologie.
Dahinter stand die Überzeugung, dass der Kosmos eine durch mathematische Proportionen optimal geordnete Ganzheit sei und dass sich daher in der Astronomie dieselben Gesetzmäßigkeiten zeigen wie in der Musik. In übertragenem Sinn wird der Begriff „Sphärenmusik“ heute auch für die Übertragung von Proportionen aus der Astrophysik in musikalische Beziehungen verwendet.
Und das wollen wir erforschen.
Mit physikalischen Experimenten an langen Saiten,
mit dem Bau von Monochorden, Ebow und Langsaitenwindharfen;
mit computergenerierten phytagoreischen Klängen
Wir experimentieren mit Klangfeldern.
Wir erkunden auf unserer Zeitreise die Idee der alten sphärischen Welten und ihrer Götter.
Aus unseren Erfahrungen entwickeln wir eine musikalische Klangaktion, eine bespielbare Musikinstallation aus 12 Monochorden in einem Raum.
Physik, Musik, Mathematik, Holz- und Elektrowerkstatt arbeiten in diesem Projekt Hand in Hand.
Die Instrumente werden berechnet, vermessen und selbst gebaut.
Die Instrumente werden mechanisch gespielt oder mit Hilfe von Elektronik elektromagnetisch angesteuert und in hörbare Schwingung versetzt.
In unserem musikalischen Profil der 7 und 9. Klassen ist das Projekt im Unterricht angesiedelt.
Darüber hinaus bieten wir in der 1. Projektphase Instrumentenbaukurse und deren „Elektronisierung“ in Kursen über unsere Werkstätten an.
Mit dem selbst entwickelten Instrumentarium wollen wir im Rahmen vom Musikunterricht ab März experimentieren und musikalische Strategien entwickeln.
Arbeitsquellen:
treffpunkt-philosophie.de/pythagoras
dibb.de/pythagoras-geometrie
whoswho.de/bio/pythagoras
www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/mathematik-abitur/artikel/pythagoras-von-samos
Musik für Langsaiten
Monochorde in anderen Kulturen:
Brasilien: Berimbau
Mundbogen
Musikbögen in Afrika
Botswana – Zulu Kultur
Japanischer Musikbogen Unari
Geschichte der Aeolsinstrumente
Gusle – serbisch/albanisches Saiteninstrument
Gusle
Saiteninstrumente Indien, Nepal
Ektar / Gopi Yantra / Gopichand
Zupfinstrumente: Planet Wissen